Dr. Maximilian Oehl (Media Force) gab am 07. Juli einen datenbasierten Einblick in die Bedrohung der Demokratie durch autokratische Tendenzen und Fake News in sozialen Medien (19 Uhr, online Veranstaltung)

Dr. Oehl legte dar, wie es der AfD gelingt, den politischen Diskurs in den sozialen Medien zu prägen, insbesondere durch etwa 150 Mitarbeiter, die in diesem Bereich ständig – unabhängig von Wahlkampfzeiten – beschäftigt sind, nach dem von Steve Bannon geprägten Motto: „Be the Media“. Zur digitalen Infrastruktur der AfD gehört aber vor allem ein noch sehr viel weiter reichendes System von verschiedensten Gruppierungen, die anknüpfend an bestimmte Lifestyle-Themen, wie z. B. Finanzanlageprodukte, Sport oder Motorkrafträder rechtsextremes Gedankengut verbreiten, ohne offizielles Sprachrohr der Partei zu sein.  Wichtigster Kanal und in besonderem Maße von der AfD dominiert ist YouTube,  aber auch tiktok (Altersgruppe 15 bis 40 Jahre) und Facebook.

Die Message ist: Noch so gute Politik wird nichts nützen, wenn der Meinungskampf in den sozialen Medien verloren wird. Dabei drängt die Zeit und es ist ein deutlicher Rückstand aufzuholen. Wie kann das gelingen? Die Parteizentralen müssen sich durch erhebliche Manpower (stets zu beschäftigendes Personal) selbst und ihre Mitglieder in die Lage versetzen schnell (innerhalb von 30 Minuten!) auf Aktuelles durch Verbreitung von Content zu reagieren. Dabei ist jedes Ein Kontrollverlust zugunsten schneller Kommunikation und Verbreitung ist dabei hinzunehmen. Beiträge sollten gemessen an Sozial Media Standards „handwerklich“ gut gemacht sein.  Es muss dabei nicht der reißerische Stil der Rechtsextremen übernommen werden, vielmehr tragen auch faktenbasierte, positive Inhalte dazu bei, die politische Mitte zu erreichen und bei den demokratischen Parteien zu halten bzw. sie zurückzugewinnen. Besonders effektiv ist dabei die Nutzung von Meinungsmachern jenseits der klassischen Partei-Sprachrohre. 

verfasst von Dr. Kristina Kastendieck